stand in dicken Lettern in einem Artikel der Presse zu lesen. Hundezählung? Oje, hatte ich doch so viele Hunde in verschiedenen Größen und natürlich nicht amtlich gemeldet. Warum auch?!
Inzwischen war die vierbeinige Sammelleidenschaft schon in die Jahre gekommen und im Keller sicher mit antikem Staub behaftet. Nur einer sah aus wie ein kleiner Plüschhund, er war frisch gestylt und schlief nach einem langen Spaziergang friedlich und eingekuschelt neben mir in seinem Körbchen. Nur ab und zu hörte man die nummerierte und von Abnutzung gekennzeichnete Blechmarke der Stadt an seinem Halsband rascheln.
Bevor ich mich für die Zählung in den Keller begab, kochte ich mir erst einmal einen Kaffee und las den Bericht weiter. Diese doch immer wieder „spannenden“ Artikel der städtischen Pressestelle konnte ich mir doch nicht entgehen lassen besonders, wenn es um mein Hobby Hunde ging.
Natürlich wurde man per Letter einmal wieder nur so mit Hundekot beworfen. Ich las weiter:
Überall in der Stadt wäre auf Bürgersteigen, in Grünanlagen, Sandkästen usw. das Ärgernis Hundehaufen in riesigen Mengen zu beklagen. Mir wurde fast schlecht, denn dem Bericht zur Folge musste die ganze Stadt total und extrem mit dem stinkenden Ärgernis verseucht sein. Wie Ekel erregend!
Ob man vielleicht schon einen Notfallplan erstellt und die Bürger evtl. evakuieren wollte? In diesem geschilderten Ausmaß, wo die allgemeine städtische Pflege sowieso sichtlich nachgelassen hatte, war mir das in der Stadt noch gar nicht aufgefallen. Na ja, vielleicht war ich auch nur stets blind und in Gedanken bei meinem wohlerzogenen Hund durch die Straßen gelaufen.
Angeekelt und irritierend machte ich mir dennoch Gedanken, was Hundekot mit Zählung von Hunden zu tun haben könnte. Hatte die verschuldete Stadt etwa heimlich noch irgendwo Euros gebunkert, um den stinkenden Kotbrei zählen zu lassen und dadurch festgestellt, dass die Anzahl der Haufen nicht mit der Zahl der gemeldeten Hunde übereinstimmte? Und wie hat man wohl z.B. in Sandkästen festgestellt, dass es sich um einen Kothaufen von einem Hund und nicht um den einer Katze etc. handelt?
Wirklich phänomenal, welche Choryphäen eine Stadt heutzutage doch so in Schlaf- und Brot beheimatet. *kopfkratz*
Um dem Ekel noch Gewicht zu geben scheute man auch nicht seine Connections spielen zu lassen und einen bekannten Fernsehsender mit ins Boot zu holen. Natürlich sollten die nötigen Ekel-Szenen realistisch wirken und so bemächtigte sich dieser seiner Requisiten und reihte diverse Kothaufen aus Kunststoff auf einem Bürgersteig auf.
Langsam aber ahnte ich, welchen Grund die „übel riechenden“, gezielten Lettern und TV-Szenen wieder einmal nach sich ziehen sollten und so stellte ich meine Horcher in Wartestellung auf Empfang. Wir befanden uns nämlich im letzten Quartal des Jahres und um diese Zeit stand immer der Plan des permanent desolaten Haushaltes der Stadt auf dem Programm. Dazu gehörte nicht selten vorab auch das Gejammer über den Hundekot.
Nur nicht so pessimistisch denken, dachte ich mir. Vielleicht hatte man inzwischen nur erkannt, dass die paar aufgestellten Hundetoiletten bzw. Tütenbehälter, die man an den Fingern abzählen konnte, nicht ausreichend für die wachsende Stadt mit ihren diversen Vororten waren. Oder sollte die Stadt gar wieder andere Interessen mit ihrem altbekannten Hundekotgeschrei im letzten Quartal des Jahres verfolgen? Ich mochte daran gar nicht denken. Doch ich lag mit meiner Vorahnung richtig. Wenige Wochen später flatterten die Tatsachen der städtischen "Raubritter" dann auf den Tisch. Wieder einmal hatte man die Hundesteuer erhöht und diesmal sogar um satte, unangemessene 27 Prozent!
Na ja, als Bürger hätte man sich auch vorher einmal die Mühe machen können und sich durch die „aufschlussreiche“ im hochoffiziellen Beamtendeutsch verfasste Planung des bedürftigen Haushaltes der Stadt wühlen können. Steht doch jedem Bürger zu. Wäre aber reine Zeitverschwendung gewesen und hätte - weil längst beschlossen - selbst mit Protest- und Demo, wie vor Jahren gehandhabt – eh nichts gebracht! Außerdem ist doch wohl jeder Hundehalter über eine so dreiste Abzocke „hocherfreut“. Besonders die Rentner, die jeden Cent dreimal umdrehen müssen bevor sie ihn einmal ausgeben können.
Für eine verarmte Stadt aber muss man einfach Verständnis haben, hat sie doch so viele unnütze und unausgegorene Ausgaben zu bewältigen, die irgendwie erwirtschaftet werden müssen. Bedenkt man nur, dass sie doch für jeden Pups gleich sündhaft teure Gutachten erstellen lässt, die dann nicht selten nur im Aktenkeller vor sich hin dümpeln und verstauben. Oder für kleine echte Goldbarren, die man auf einem Acker zur allgemeinen Belustigung verbuddeln lässt – wie in unserer Stadt geschehen. Doch nichts gegen verbuddelte Goldbarren oder den vielen anderen Dingen, die man gar nicht mehr aufzählen kann. Selbst vor einer vierstufigen Aussichtsplattform im Miniformat mit 70 cm Höhe, aufgestellt im freien Feld von wo aus man rein gar nichts sieht, wurde nicht Halt gemacht. Doch für die Verschwendung von Steuergeldern hat doch wohl jeder Verständnis, schließlich soll das doch Kunst sein. - Wurde jedenfalls gesagt.-
Ach ja und vielleicht stehen demnächst wieder einmal heimlich Rudel-Lustreisen auf Kosten der Steuerzahler auf dem Programm! Alles schon da gewesen! Wollen wir uns darüber etwa aufregen? Die „paar“ verschwendeten Steuereuros gehen doch nur in die Millionen und sind für eine verschuldete Stadt wirklich nur Peanuts.
Wenn dann aus dem Schornstein der Rathaushütte mal wieder nur roter Schuldenrauch kommt, wird eben die Hundesteuer erhöht!
Funktioniert doch, soll der "blöde" Bürger doch zahlen, mitzureden hat er sowieso nichts.
Natürlich habe auch ich kein Verständnis für Hundehalter die, die Hinterlassenschaften ihrer Hunde nicht entfernen und auch noch so tun, als ob sie nichts bemerkt haben wollen, das sich ihr Hund gelöst hat und einfach dreist des Weges gehen. Es dürfte doch nicht so schwer sein, kleine Tütchen zur Entfernung des Kotes seines Hundes in der Tasche mitzuführen und den Kot aufzuheben? Leider sind viele Hundehalter aber der Meinung, wenn sie Hundesteuer zahlen, dürfte ihr Hund überall abkoten.
Statt mit Presseberichten etc., die einem stinkenden Horrorszenario ähneln, eine erneute Erhöhung der Hundesteuer Abzocke zu rechtfertigen, wäre es vielleicht einmal. angebracht, dem Bürger aufklärend deutlich zu machen, dass die Hundesteuer - die noch aus der Zeit von 1810 unter Friedrich Wilhelm III entstammt und längst nicht mehr zeitgemäß ist, als so genannte Aufwandsteuer dem allgemeinen städtischen Haushalt zugute kommt und somit absolut nichts mit dem Hundekot zu tun hat. Allerdings sollte jeder Hundehalter auch so viel Verantwortungsbewusstsein haben, die Hinterlassenschaft seines Hundes zu entfernen.
Übrigens, die beabsichtigte Hundezählung war schnell wieder vom Tisch. Wer hätte das auch bezahlen sollen! Wieder einmal nur heißer Pressewind, um gewinnbringend zu wirbeln und Öl ins sowieso schon hundefeindliche Bürgerfeuer zu gießen.